Als Beitrag zum Reset Festival 2016 wurde auf dem Vorplatz der Dominikanerkirche in Münster die Biegestelle installiert. Mitgebrachte Gegenstände wurden gebogen. Durch das Biegen wurde die jeweilige skulpturale Qualität verstärkt – jedoch nicht alles lässt sich biegen, manches bricht auch. Unter anderem wurden ein Fahrrad, Scheren, Schraubenzieher, Rohre, Sparschäler und Broschen gebogen. Für jedes „Biegestück“ wurde ein Zertifikat ausgestellt, das den Zustand zeichnerisch eindeutig dokumentierte. Zur Eröffnung und während des Reset-Festivals fanden Aktionen statt. Im Inneren der Dominikanerkirche befanden sich Ablagestellen, auf denen die Biegestücke präsentiert wurden.
BIEGESTELLE als Beitrag zur Herausgabe der Zeitung Work in process von Elmar Birk, Christoph Düpper und Melanie Heusel
Reset Festival Münster
Dominikanerlirche Münster
2016
Ausstellung kuratiert von Judith Frey
zur Herausgabe der Zeitung Work in process von Elmar Birk, Christoph Düpper und Melanie Heusel.
Bilder: Christoph Düpper
LVM Kunstsammlung Münster
mit Ulrike Becker und der Forschungsstelle für anarchistische Produktion (FFAP)
Bilder Bernd Schwabendissen
Interview mit der LVM Kunstsammlung Münster
Du setzt Dich künstlerisch mit Prozessen der Produktion, der Materialforschung und der Transformation auseinander. Die Wieder- bzw. Neuverwertung von Materialien spielt eine immer größere Rolle in Deinem künstlerischen Wirken. Reagierst Du damit auf die steigende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik und deren Dringlichkeit?
Dass diese gesellschaftlichen Fragestellungen aktuell an Bedeutung sehr gewonnen haben, ist wichtig und macht die kritische Lage noch einmal stärker bewusst. Aber in meinem Werk spielt das Thema der Produktion und Transformation seit Beginn eine wesentliche Rolle und zählt zu meinem künstlerischen Selbstverständnis dazu. Die Frage nach den Handlungsweisen und der Erforschung der Materialien stellt für mich ein riesengroßes Spektrum dar. Alle Dinge sind Material, wurden produziert, verarbeitet, können aber auch weiterverarbeitet werden und damit transformiert werden zu Neuem. Dieser Prozess ist sozusagen nie abgeschlossen und wird bestimmt von der jeweiligen Handlungsweise.
Das Gedachte, die Theorie ist immer Teil meiner Kunst und ich selbst jongliere immer auch zwischen eigenen Ansprüchen und dem Ziel der künstlerischen Erweiterung. Der Nimmersatt-Tisch zum Beispiel stand in der Ausstellung im LWL Museum für Kunst und Kultur und auf ihm ein ganzer Stapel Fachbücher, ein ganzer Stapel voller Theorie. Alle haben das Thema Nachhaltigkeit theoretisch im Kopf, aber wie sieht ein Büchertisch denn tatsächlich aus? Das soll jetzt nicht so bedeutungsschwer daher kommen, aber genau das steckt hinter den Nimmersatt-Objekten und der Anarchistischen Produktion. Ich selbst musste fast gegen eigene Regeln verstoßen und habe z. B. für die farbige Behandlung des Holzes keinen Lack, sondern nur eine Lasur eingesetzt. Das kann keine ästhetisch optimalen Ergebnisse liefern, ich habe damit meinen eigenen Anspruch auf Perfektion weiterentwickelt.
Wie hast Du den Schauraum 2022 bei der LVM und die Biegestelle Kolde-Ring erlebt? Es war eine Ausnahmesituation, dass Dir während des Kunstprozesses zugeschaut werden durfte – oder stimmt das gar nicht? Bist Du bei Deiner Arbeit gern im unmittelbaren Austausch mit Kunstinteressierten?
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Departments Kunst der Universität Siegen bin ich ständig im Austausch mit jungen kunstinteressierten Menschen, und dieser Austausch bereichert auch meine eigene künstlerische Arbeit. Dass Kunstinteressierte an meiner Arbeit teilhaben können, die Partizipation ist oft Bestandteil des jeweiligen Projektes. Beim Schauraum am 3.9.2022 gab es allerdings optimale Bedingungen, die sich mir im alltäglichen Arbeitsprozess nicht häufig so bieten. Die Eingeladenen brachten Gegenstände mit von ganz klein bis ziemlich groß, die sie mir zur Transformation überlassen haben, alle hatten großes Interesse daran und waren guter Laune, wir kamen kaum nach mit der Arbeit. Überhaupt war die ganze Stimmung großartig. Die Prozesse wurden dabei kontinuierlich durch die Kunstführungen begleitet und erläutert, so dass ich selbst gar nicht viel erzählen musste und mich auf die künstlerische Arbeit konzentrieren konnte. Denn was sich in meinem Kopf ergibt und entwickelt, wenn ich einen Gegenstand in der Hand halte mit dem Ziel, ihn zu verändern, ein neues Ding daraus zu erschaffen, und das dann auch umsetzen kann, das genau ist ja die künstlerische Tätigkeit. Wobei offen bleibt, wie das Endergebnis wird – das wird, wie es sich fügt….
Als Beitrag zum Reset Festival 2016 wurde auf dem Vorplatz der Dominikanerkirche in Münster die Biegestelle installiert. Mitgebrachte Gegenstände wurden gebogen. Durch das Biegen wurde die jeweilige skulpturale Qualität verstärkt – jedoch nicht alles lässt sich biegen, manches bricht auch. Unter anderem wurden ein Fahrrad, Scheren, Schraubenzieher, Rohre, Sparschäler und Broschen gebogen. Für jedes „Biegestück“ wurde ein Zertifikat ausgestellt, das den Zustand zeichnerisch eindeutig dokumentierte. Zur Eröffnung und während des Reset-Festivals fanden Aktionen statt. Im Inneren der Dominikanerkirche befanden sich Ablagestellen, auf denen die Biegestücke präsentiert wurden.
LVM Kunstsammlung Münster
mit Ulrike Becker und der Forschungsstelle für anarchistische Produktion (FFAP)
Bilder Bernd Schwabendissen